Was hat das mit Architektur zu tun?
Wir leben nicht nur im Anthropozän, wir sind uns dessen in der Zwischenzeit auch bewusst. Die Menschheit drückt ihr Handeln dem Globus mit einer Gewalt auf, die den geologischen Gewalten in nichts nachsteht. Von allen Lektionen der Ökologie stellt die Einsicht, dass der Raum endlich ist und nicht ausgedehnt werden kann, ohne Zweifel die folgenreichste Umwälzung dar. Wir alle sind Teil des planetarischen Gartens. Die Zeit und die damit verbundenen Fragen drängen, weshalb wir alle handeln müssen; sofort, andauernd und konsequent.
Die jüngste Vergangenheit hat uns gezeigt, dass ein kollektives Bewusstsein in einigen Gesellschaften zu bemerkenswerten Umwälzungen geführt hat. Dazu gehöhrt der Ausstieg aus der Kernenergie genauso wie die immer konsequentere Reduktion fossiler Brennstoffe. Auch aktuelle Aktivitäten rund um die jüngere Generation entwickeln ein grosses Potenzial, um meinungsbildend zu wirken und damit weitere radikale Wechsel herbeizuführen, mit bewusst gewollten, weitreichenden Herausforderungen für die jeweilge Gesellschaft. Es ist offensichtlich, dass diese jüngsten Denkanstösse auf zwei Gegebenheiten fussen. Erstens ist es die Globalisierung, die uns auf der Bewusststeinsebene die Überschaubarkeit unserer Weltgemeinschaft vor Augen führt. Denn erst das Eingebunden-Sein in einer überschaubaren und selbstbestimmten Gemeinschaft ermöglicht es, sich den Auswirkungen des eigenen Handelns unmittelbar bewusst zu werden. Zweitens begünstigen demokratische Organisationsformen in Kombination mit gesicherten und möglichst optimalen Lebensbedingungen für den Einzelnen solch bemerkenswerte Richtungsänderungen.
Was hat das mit der Architektur zu tun? Architektur hat das Potenzial, beim unmittelbaren und alltäglichen Lebensraum des Einzelnen anzusetzen. Somit ist der gesellschaftliche Auftrag an die Architekur bereits formuliert. Sie muss den demokratischen Geist reflektieren, respektieren und weitertragen, indem sie eine Maximierung der Möglichkeiten lebenswerter Räume und Bedingungen für Alle anstrebt. Dies ist der fruchtbarste Boden, woraus selbstbestimmte und verantwortungsvoll handelnde Individuen erwachsen können, mit der Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, die über die eigenen partikularinteressen hinausgehen und einem übergeordneten Ziel folgen. Somit kann festgehalten werden, dass Architektur immer auf diesen beiden Ebenen Aussagen treffen muss, um den drängenden Fragen der Zeit gerecht zu werden. Sehr direkt und rational auf der Ebene der eingesetzten Recourcen einerseits, sowie als Vehikel, welches die Denk-, Handlungs- und Verhaltensweisen der Menschen als Grundbasis erweitern und anregen soll, andererseits. Der zweite Punkt hängt untrennbar mit dem Ersteren zusammen, referiert aber auf einen, zunächst mal unbestimmten Mehrwert. Dieses „Mehr“ kann sich mannigfaltig artikulieren (materiell, immateriell, relational, ökologisch, ökonomisch).