
Instandsetzung Stallgebäude
am Walensee
Mols SG
Projektierung und Ausführung 2016 – 2018
Projektteam: Ilona Schneider, Michel Eigensatz
Holzbau: HebHolz AG, Flums

„Permanenz ruht in der Natur auf Wandel, indem beispielsweise der Wald ununterbrochen wächst und stirbt, das ständige Werden und Vergehen ist allgegenwärtig, und doch bleibt der Wald immer derselbe. Ähnliches lässt sich über die Architektur sagen. Hier ist nicht das einzelne Bauwerk beständig, sondern der Typ. Ein Gebäudetyp wird immer wieder neu erstellt und durch die stete Wiederholung laufend optimiert. Ein robuster Typ kann sich sogar dem Wechsel der Anforderungen anpassen, ohne dass er dabei seinen Charakter verliert. Seine Dauerhaftigkeit beruht nicht auf der Lebensdauer des einzelnen Objekts, sonder auf der Wiederholung. Die Permanenz liegt also nicht im Bauwerk selber, sondern in der Person des Handwerkers.“
(Zitat: Anette Spiro, Ringvorlesung – Permanence and Change, April 2018, Departement Architektur ETHZ)



Der sehr schlechte bauliche Zustand des alten Stallgebäudes, welcher während der Projektierung nach und nach zum Vorschein kam, zog eine umfassende Instandsetzung nach sich. Das vorgehende Zitat beschreibt treffend die Idee hinter dem Projekt. In enger Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft wurde entschieden, trotz der notwendigen, grossen Eingriffstiefe, die Typologie nicht infrage zu stellen. Die Bauweise, das Material, die Gebäudeabmessungen, der Ausdruck etc., alles wurde bewusst mit grösstmöglicher Nähe zum ursprünglichen Gebäudetyp gehalten, und doch weiterentwickelt. Auch wenn der Stall heute in einer anderen, reduzierteren Weise genutzt wird, wurde das Vertrauen in die 'Robustheit' des Typs, im Sinne des vorgehenden Zitates, immer aufrecht erhalten.





Ein Ort zum Nachdenken. Ein Ort der Stille. Ein Ort mit hoher Intensität. Woraus besteht dieser Ort? Einerseits ist er ein kulturelles Gedächtnis, er spricht von einer vergangenen Zeit, in der der Mensch eine andere, ursprünglichere Lebensweise hatte. Die archaische Kraft, die von diesem Ort ausstrahlt, fasziniert. Nach einer Zeitspanne des passiven Ruhens versuchten wir diesen Ort wieder zu nutzen, wir versuchten ihn wieder als konkreten Erfahrungsraum zu aktivieren. Wir bauen auf den bestehenden Grundmauern die Gebäudestruktur neu auf, offen, als Plattform, mit Schichten. Das Erdgeschoss wird in den Zwischenmonaten weiterhin vom Vieh genutzt, die Plattform eröffnet einen Möglichkeitsraum mit direktem Bezug zu Aussen. Adaption und Aneignung. Im Sommer kann man hier wunderbar schlafen, die Stille geniessen und auf den Walensee blicken, immer ein schützendes Dach über dem Kopf.





Die einzelnen, weitläufig verstreuten Ställe in der Region sind zu wichtige Zeitzeugen, als dass sie dem Zerfall preisgegeben werden können. Ihr Erhalt ist für die Kulturlandschaft von grosser Wichtigkeit. Zudem sind wir sind davon überzeugt, dass sich dieser robuste Gebäudetyp dem Wandel der Zeit und dem Wechsel der Anforderungen bestens anpassen kann, und ihm in Zukunft wieder eine grössere Wichtigkeit in der Nutzung zukommen wird.

